Erzherzog-Eugen-Straße

Stadtteil Saggen

Erzherzog-Eugen-Strasse 24

September 2008 © Thomas Kleissl

Erzherzog-Eugen-Straße 24

Seit 1914 wohnten der Rabbiner Dr. Josef Link, seine Frau Helene, geb. Stössel sowie die Kinder Ernst und Irene in einer 4-Zimmerwohnung im 2. Stock der Erzherzog-Eugen-Straße 24. Dr. Link war beinahe 25 Jahre Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Tirol und Vorarlberg und wurde kurz vor seinem Tod im November 1932 mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich geehrt. Während der Sohn die Personenstandsverzeichnisse der Kultusgemeinde weiterführte, wurde im März 1933 der gebürtige Pole Dr. Elimelech Rimalt zum neuen Rabbiner ernannt.

Die Tochter Dr. Irene Link, eine Ärztin, übersiedelte bereits 1933 nach Wien und heiratete dort den Juristen Dr. Max Hitschmann. Ihr Bruder Dr. Ernst Link war Rechtsanwalt und mit Regina Alt, einer Tochter der berühmten Kaufhausfamilie Bauer verheiratet. Nachdem die Rechtsanwaltskanzlei in der Maria-Theresien-Straße 51 im Frühsommer 1938 aufgelöst werden musste, flüchtete das Ehepaar nach Palästina.

Aufgrund mangelnder Papiere musste Helene Link in Innsbruck zurückbleiben, wo sie mit ihrer langjährigen Haushälterin Viktoria Kuen in der Pogromnacht von einer SA- oder NSKK-Gruppe aufgesucht wurde. Die Männer mit schwarzen Schaftstiefeln und Zivilkleidung traten die Wohnungstüre ein, zerrissen hebräische Gebetsbücher und beschimpften die Frauen ohne ihnen körperliche Gewalt anzutun.

Am 24. November verließ Helene Link Innsbruck und flüchtete im Dezember 1938 von Wien zu ihrem Sohn nach Palästina. 1947 übersiedelte sie in die USA, wohin ihre Tochter Irene und ihr Schwiegersohn Max Hitschmann 1940 geflüchtet waren und wo sie im Jahr 1962 verstarb.


update 15.03.2018

Literatur:

Ingrid Böhler < Der "Landesrabbiner": Dr. Josef Link und seine Familie > in: Thomas Albrich (Hg.), „Wir lebten wie sie…“. Jüdische Lebensgeschichten aus Tirol und Vorarlberg, Haymon-Verlag Innsbruck 1999, S 27-52

Michael Guggenberger < Unbekannte Täter im Novemberpogrom in Innsbruck > in: Thomas Albrich (Hg.) „Die Täter des Judenpogrom 1938 in Innsbruck“, Haymon Verlag Innsbruck-Wien 2016, S 361-366

Gad Hugo Sella < Die Juden Tirols - Ihr Leben und Schicksal > Israel 1979, S 110-111

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