Ver-/Störende Orte – Tagung des Instituts für Zeitgeschichte – 4./6.11.2021

Ver-/Störende Orte – Tagung des Instituts für Zeitgeschichte – 4./6.11.2021

Vom 4. bis 6. November 2021 findet im Landhaus, Eduard Wallnöfer Platz 3 in Innsbruck die Tagung „VER-/STÖRENDE ORTE. Zum Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden“ statt. Eine Veranstaltung des Instituts für Zeitgeschichte und Archiv für Bau.Kunst.Geschichte der Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit der Kunstuniversität Linz und Haus der Geschichte Österreich.

„Auch 75 Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft lässt sich in Österreich keine klare Haltung im Umgang mit NS-kontaminierten Gebäuden feststellen. Die Frage nach deren adäquater Nutzung oder auch Nicht-Nutzung ist aktueller denn je: Während in die als Teil der NS-Baupolitik geplanten und errichteten Brückenkopfgebäude in Linz die Kunstuniversität Linz eingezogen ist, ist der Altan der Neuen Burg am Wiener Heldenplatz, von dem aus Hitler im März 1938 den sogenannte „Anschluss“ verkündete, noch immer mit einem Betretungsverbot belegt. Der 1938/39 errichtete neue Verwaltungssitz für den Reichsgau Tirol-Vorarlberg in Innsbruck wurde 1945 kurzerhand in das Landhaus des Bundeslandes Tirol umgewandelt und wird seitdem als Sitz von Landtag und Landesregierung genutzt.
Mit dem Einzug des Hauses der Geschichte Österreich in die Neue Burg am Heldenplatz, dem Abschluss der Adaptierung der beiden Brückenkopfgebäude für die Nutzung durch die Kunstuniversität Linz und dem Abschluss einer kommissionellen Untersuchung der Baugeschichte des Tiroler Gau-/Landhauses in Innsbruck stellt sich die Frage, wie mit dem (un)sichtbar belastenden Erbe umzugehen ist. Auf welche Art und Weise lässt sich die Geschichte der Häuser multiperspektivisch präsent halten? Wie können die derzeitigen NutzerInnen den Verpflichtungen gerecht werden, die ein solches Gebäude mit sich bringt? Welche Arten von Erinnerungsästhetik, von Zeugenschaft, von künstlerisch-forschender Arbeit sind möglich?“ https://www.uibk.ac.at/events/info/2021/tagung-landhaus-verstoerende-orte.html

Internationaler Holocaustgedenktag – 27. Jänner – Online Veranstaltungen

Anlässlich des internationalen Holocaustgedenktages am 27. Jänner 2021 finden nachfolgende Online-Veranstaltungen statt:

Mittwoch, 27.01.2021 von 10:00 bis 11:30 Uhr

Lesung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag: „commemorate | meeting Karl Markovics“

Oscar-Preisträger Karl Markovics liest aus dem Buch „Wir weinten tränenlos – Augenzeugenberichte des jüdischen Sonderkommandos‘ in Auschwitz“, anschließend können Schüler_innen Fragen stellen. Eine Veranstaltung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem.
Youtube: https://youtu.be/zIEUXgYdCxY


Mittwoch, 27.01.2021 um 12:00 Uhr

 Online Filmvorführung – „Der Porträtist“ von Irek Dobrowolski (Regie und Drehbuch)

„Am 31. September 1940 wird Wilhelm Brasse nach Auschwitz gebracht. Er ist 22 und von Beruf Fotograf. Sein Handwerk hat ihm das Leben gerettet. Auf Befehl der SS fotografierte er bis Januar 1945 KZ-Häftlinge für die Lagerkartei und dokumentierte medizinische Experimente. Einen Großteil der Negative konnte er nach der Lagerbefreiung retten. In dem Film erzählt Brasse von seinen Erlebnissen und Schicksalen anderer Häftlinge. Wilhelm Brasse engagierte sich bis seinem Tod 2012 als Zeitzeuge des NS-Verbrechens.“
Dokumentarfilm, PL 2005, 51 Min., Originalfassung mit engl. Untertiteln
Der Film wird bis vom bis zum 29.01.2021, 16:00 Uhr verfügbar sein.
Anmeldung unter event.wien@instytutpolski.org


Mittwoch, 27.01.2021 von 19:00 bis 21:00 Uhr

Online-Vortrag „Schule im NS-Gau Tirol-Vorarlberg“ von Horst Schreiber

„Bis zu 80 Prozent des Lehrpersonals in Vorarlberg traten in der NS-Zeit der NSDAP bei oder strebten eine Mitgliedschaft an. Die Ursachen dieser hohen Anpassungsbereitschaft klärt der Historiker und Hochschullehrer Horst Schreiber (Universität Innsbruck) in seinem Vortrag. Darüber hinaus spricht Schreiber über die Frage von Auswirkungen der NS-Zeit auf Kinder und Jugendliche und gibt Einblicke in die Entnazifizierung im Schulbereich nach 1945 .

Horst Schreiber ist Lektor für Methodik und Didaktik für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung (GSP) an der Universität Innsbruck. Er ist Träger des Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, Vorstandsmitglied der Michael-Gaismair-Gesellschaft und Leiter des Netzwerkes Tirol von erinnern.at.

Eine Veranstaltung des VÖGB (Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung) in Kooperation mit: Jüdisches Museum Hohenems, Renner Institut Vorarlberg, Die Grüne Bildungswerkstatt, Frauenmuseum Hittisau, Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie, Johann-August-Malin-Gesellschaft, erinnern.at, Katholisches Bildungswerk Vorarlberg

Anmeldungen und weitere Informationen unterbildung.vorarlberg@oegb.at


Donnerstag, 28. Jänner 2021, um 18:30 Uhr

Simon Wiesenthal Lecture (zoom-Meeting): Caspar Battegay – Um-Deutung, Um-Erzählung, Dekontextualisierung. Die Shoah in der Gegenwart

Bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen wurden Symbole des Holocaust wie der »Judenstern« in Anspruch genommen, um damit eine vermeintliche Marginalisierung abweichender Haltungen zum Ausdruck zu bringen. Neben solchen antisemitischen Umdeutungen ist die Gegenwart aber auch von innovativen Narrativen zur Aktualisierung der Shoah geprägt. Neben der antihistorischen Um-Deutung wird der Vortrag auf das parahistorische Um-Erzählen in der Literatur und der populären Kultur eingehen sowie die Dekontextualisierung der Shoah durch historische Vergleiche mit anderen Menschheitsverbrechen diskutieren. Es sollen ausgewählte Beispiele für die jeweiligen Narrative analysiert werden. Dabei wird für einen gegenwärtigen Zugang zur Geschichte plädiert, der gleichzeitig unversöhnt und zukunftsoffen ist.
Caspar Battegay unterrichtet Neuere deutsche und vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Basel sowie Kultur und Kommunikation an der Fachhochschule Nordwestschweiz.“

https://us02web.zoom.us/j/87650385118?pwd=VzJRUllGT0M4TWJkOTdoMm5LaStIUT09

Quelle: Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg, www.ikg-innsbruck.at

„einen Namen tragen“ – Spaziergang mit Esther Strauß/Marie Blum

Am 12., 13. und 14. Oktober 2020, jeweils um 14:00, 16:00 und 18:00 Uhr findet im Waltherpark in Innsbruck ein Spaziergang zu zweit mit der Künstlerin Esther Strauß zum Projekt „einen Namen tragen“ statt. Die Künstlerin Esther Strauß hat für ein Jahr ihren Namen abgelegt, um den Namen Marie Blum zu tragen. „Marie Blum wurde am 5. September 1943 in Sektor BII des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau geboren, in dem die NationalsozialistInnen Roma und Sinti internierten. Dort wurde sie am dritten Tag ihres Lebens ermordet. Um an diese Kinder zu erinnern, entwickelte Esther Strauß ein performatives Denkmal.“ Sie beantragte die rechtskräftige Änderung ihres Vor- und Nachnamens und diese wurde ihr schließlich gewährt. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von erinnern.at https://www.erinnern.at/bundeslaender/tirol/einen-namen-tragen

Homepage von Esther Strauß / Freirad-Interview mit Esther Strauß

Forschungsprojekt „Unfruchtbarmachung“ und „freiwillige Entmannung“

Univ.-Prof. Mag. Dr. Dirk Rupnow und MMag. Ina Friedmann vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck haben den Endbericht des Forschungsprojekts „Unfruchtbarmachung“ und „freiwillige Entmannung“. Die Innsbrucker Universitäts-Kliniken und die Erbgesundheitsgerichte des Reichsgaues Tirol und Vorarlberg veröffentlicht und online gestellt. „Zwischen 1940 und 1945 wurden durch das nationalsozialistische Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses in Österreich Zwangssterilisierungen und Zwangskastrationen – letztere als „freiwillige“ Maßnahme getarnt – legalisiert. Neu eingerichtete Erbgesundheitsgerichte ordneten die Zwangseingriffe an, häufig auf Grundlage medizinischer Gutachten.“ Zwangssterilisationen wurden an der Universitätsklinik Innsbruck, den Krankenhäusern Hall, Schwaz, Kufstein und Reutte sowie in Vorarlberg am Städtischen Krankenhaus Feldkirch, dem Städtischen Krankenhaus Dornbirn und dem Sanatorium Mehrerau in Bregenz von Klinikvorständen, Privatchirurgen und -gynäkologen durchgeführt, u.a. von Burghard Breitner, dem damaligen Vorstand der Chirurgie in Innsbruck. Seinen Namen trägt bis heute eine Straße im Innsbrucker Stadtteil Reichenau.

Forschungsprojekt:

Institut für Zeitgeschichte Innsbruck: https://www.uibk.ac.at/zeitgeschichte/unfruchtbarmachung-und-freiwillige-entmannung/

Endbericht: https://www.uibk.ac.at/zeitgeschichte/unfruchtbarmachung-und-freiwillige-entmannung/pdf-s/erbgesundheit_tirol_vorarlberg.pdf 

Burghard Breitner: https://www.uibk.ac.at/zeitgeschichte/unfruchtbarmachung-und-freiwillige-entmannung/pdf-s/burghard-breitner-ifz02072020-final.pdf

Quellen:

Georg Herrmann < Wer war Burghard Breitner? Straße soll umbenannt werden. > https://www.meinbezirk.at/innsbruck/c-lokales/wer-war-burghard-breitner-strasse-soll-umbenannt-werden_a4138251

Sabine Wallinger < Wem gebührt die Ehre? Noch immer sind einige Tiroler Straßen nach Aufklärungsgegnern und glühenden Nazi-Ideologen benannt. Wir könnten es besser wissen. Ein Essay. > in: 20er, Die Tiroler Straßenzeitung, September 2020, Nr. 217, S. 28-29

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