Museumstraße

Stadtteil Zentrum

Museumstrasse_6

November 2008 © Thomas Kleissl

Museumstraße 6

Dr. Eduard Fuchs wohnte mit seiner Frau Sara und der Tochter Wally in der Museumstraße 6, wo sie auch ein Uhren- und Juwelengeschäft führten, welches von dem im Dezember 1928 verstorbenen Vater Leopold Fuchs 1897 gegründet wurde. In der Nacht drang eine Gruppe in die Wohnung ein, verletzte Eduard Fuchs schwer an Kopf und Nase und zerstörte die Wohnungseinrichtung sowie Kunstwerke. Zusammen mit seiner Mutter Lilly Fuchs, geb. Königsbacher, später Lilly Fulton – einer Schwester von Sofie Graubart – verließen sie fluchtartig die Stadt.
SS-Oberscharführer Dr. Ludwig Duftner arisierte das Geschäft.

Stadtarchiv Fuchs Museumstrasse

Museumstraße 6 – Juweliergeschäft Leopold Fuchs, 1938 (a)


Museumstrasse 8

November 2008 © Thomas Kleissl

Museumstraße 8

Die Familie Simon und Sofie Graubart, geb. Königsbacher wohnte mit den Söhnen Siegfried, Alfred und Richard im 3. Stock des 1910 gekauften Hauses Museumstraße 8. Auch die von Simon Graubart gegründete „Erste Wiener Hut- und Schuhwarenniederlage des S.J. Graubart“ hatte ihren Geschäftssitz dort. Das „Schuhaus Graubart“ war das grösste in Tirol und mit seinen speziell ausgebildeten orthopädischen Mitarbeitern einzigartig. Während Sofie Graubart im November 1928 an Herzinsuffizienz stirbt, lebt ihr Mann Simon  bis zu seinem Tod im Februar 1936 zuletzt alleine in der Wohnung. Er war am Aufbau der Israelitischen Kultusgemeinde Innsbruck beteiligt und dort als Kultusrat tätig.

Fanny Graubart, geb. Lang war die Mutter des ältesten Sohnes Siegfried und verstarb bereits 1892 in Meran. Siegfried Graubart diente im Ersten Weltkrieg als Soldat beim Regiment der 1. Tiroler Kaiserjäger und kam in russische Kriegsgefangenschaft. Er lebte seit 1927 in Wien, heiratete dort Oda Soloweitschik und gründete zusammen mit Friedrich Pasch die „PAGA – Schuhvertriebsgesellschaft“. Das Ehepaar flüchtete mit seinem 8-jährigen Sohn Michael im Herbst 1938 nach London.

Alfred Graubart kam als verletzter Soldat des Ersten Weltkrieges in italienische Gefangenschaft, war mit Maria „Mimi“ Herold verheiratet und wohnte mit dem gemeinsamen Sohn Erich  am Haydnplatz 8 in Innsbruck, wo er in der Pogromnacht schwer verletzt wurde. Er flüchtete über England in die USA und kehrte 1960 nach Österreich zurück, wo er am 23. März 1980 in Wien verstarb.
Richard Graubart war der jüngste Sohn und musste siebzehnjährig als Soldat in den Ersten Weltkrieg einrücken. Er lebte mit seiner Frau Margarethe und Tochter Vera Evelyne in der Gänsbacherstraße 5, wo er in der Pogromnacht ermordet wurde. Margarethe kehrte nach dem Krieg für einige Jahre nach Innsbruck zurück.

Nach dem Anschluss im März 1938 wurden die meisten jüdischen Geschäfte beschmiert. Im Herst 1938 wurde das im Besitz der Brüder Alfred und Richard befindliche Schuhaus von den Nationalsozialisten Rudolf Mages und Karl Kastnerarisiert und später von Hans Mariacher übernommen. Eine Übergabe an die in Innsbruck zurückgebliebene Maria Graubart, sie war „Arierin“, wurde von der Arisierungsstelle verhindert.
Die Schwägerinnen Maria und Margarethe Graubart prozessierten nach dem Krieg um das Erbe. 1952 wurde das „Schuhhaus Graubart“ aufgelöst und an eine Schuhhandelskette verkauft.

Stadtarchiv Graubart Museumstrasse

Museumstraße 8 – Schuhhaus Graubart, 1938 (b)


update 27.10.2018

Literatur:

Christoph W. Bauer <> Graubart Boulevard > Haymon Verlag Innsbruck-Wien 2008

Michael Gehler <> Spontaner Ausdruck des „Volkszorns“?, Neue Aspekte zum Innsbrucker Judenpogrom vom 9./10. November 1938 > in: Zeitgeschichte, 18.Jahr, Okt.1990-Dez.1991, Heft 1-12

Horst Schreiber <> Jüdische Geschäfte in Innsbruck – Eine Spurensuche > Projekt des Abendgymnasiums Innsbruck; Tiroler Studien zu Geschichte und Politik 1, Michael-Gaismair-Gesellschaft (Hg.) , StudienVerlag 2001, S 55-56

Quellen:

1. http://www.hohenemsgenealogie.at/gen/getperson.php?personID=I2456&tree=Hohenems – last visit 07.10.2014

Bildnachweis:

(a, b) © Stadtarchiv / Stadtmuseum Innsbruck

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